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Kapitel 6

Das Wiedersehen


14 Spieler wollen ihr Können unter Beweis stellen, und Flocke meldet die Mannschaft zur Hochschulmeisterschaft in Göttingen an. Keiner von den Spielern hat je an einem Tauchball Turnier teilgenommen und die Aufregung ist entsprechend groß.
Zum ersten Mal bilden sie ein Team, das gegen andere Mannschaften antreten wird. Weil sie nun nicht mehr gegeneinander, sondern miteinander kämpfen werden, hat an diesem Tag jeder von ihnen das Gefühl, von seinen Mitspielern geschätzt zu werden.
Zu Beginn des Turniers erklärt die Turnierleitung den Spielführern das dynamische Auswechseln der Feldspieler und Léon erfährt, dass es doch zahlreiche Regeln gibt. Das Spielfeld ist in zwei Bereiche aufgeteilt. In dem großen Feld wird gespielt und durch den kleinen Bereich, auch Wechselgasse genannt, springen die Spieler in das Wasser, um den erschöpften Partner zu ersetzen. Es gibt kaum einen anderen Sport, der den ganzen Körper innerhalb von wenigen Sekunden so beansprucht, wie es beim Tauchball der Fall ist. Unter Wasser mit angehaltener Luft gegen einen Gegner zu kämpfen ist derartig anstrengend, dass ein Auswechseln der Spieler unbedingt nötig ist. Sobald ein Spieler vor Erschöpfung aus dem Wasser kommt, kann sein Auswechselspieler durch die Wechselgasse tauchen und mit voller Power in das Geschehen eingreifen. Aus diesem Grunde dürfen nur fünf Spieler und ein fester Torwart im Wasser sein, während weitere fünf draußen auf ihren Einsatz warten.
Eine Stunde vor dem ersten Spiel verkündet Tobias die Aufstellung der Mannschaft und Léon wird als linker Stürmer eingesetzt. Er ist nervös. Nun gibt es kein zurück mehr und er macht sich mit Atemübungen für das Spiel gegen Bonn bereit.
Der Spielleiter und die beiden Unterwasserschiedsrichter sind bereit das Spiel zu beginnen. Das Startsignal ein Hupton ist unter Wasser gut zu hören und die schnellsten Schwimmer stürmen los. Kurz danach hört Léon weitere Huptöne hintereinander. Das Spiel wird abgebrochen, da hat es noch gar nicht richtig angefangen. Irgendjemand ist zu früh gestartet und alle müssen wieder zurück an ihre Beckenkante. Die Spieler sind hoch konzentriert, da jeder von ihnen das Anschwimmen gewinnen will. Wieder ertönt die Hupe und das Spiel beginnt erneut. Zwei Berliner spurten auf den Ball zu, der in der Mitte des Beckens liegt. Aber der Gegner ist schneller. Sofort entsteht eine Rauferei und Jörg gewinnt den Ball. Er versucht ihn zu spielen, aber dieser wird ihm mit einem Faustschlag aus seiner Hand gehauen. Schnell müssen sich die Berliner Spieler sich in die eigene Hälfte zurückziehen, während die Bonner weiter stürmen. Da macht der Angreifer einen Fehler. Er ist zu nah an der Wechselgasse. Plötzlich kommt von rechts oben Flocke und schlägt wie ein Geschoss beim Gegner ein. Sofort spurtet Armin mit Flocke nach vorne. Mit nur zwei Abgaben sind sie vor dem Tor der Bonner Mannschaft. Ulf taucht mit dem Ball an einem Gegner vorbei und übergibt den Ball an Léon. Der arbeitet sich mit einer angetäuschten Körperdrehung unter den Bonner Verteidigern durch und spielt den Ball mit einem kurzen Pass zu Uli. Mit Wucht kann Uli den Torwart von der Seite anlupfen und den Ball einlochen. Die Freude ist enorm, auch verwandelt sich ihre Nervosität in Spielspaß. Zum Schluss bleibt es beim Eins zu Null und Léon wünscht sich, dass es so weiter geht.
Aber schon im nächsten Spiel, kommt es anders. Die Mannschaft aus Hamburg besteht nicht nur aus Hochschulteilnehmern, sondern auch aus einer Auswahl der
1. Bundesliga Nord. Gegen diese Mannschaft haben die Berliner keine Chance und verlieren mit Vier zu Null Toren. Immerhin können sie das Turnier als vierter abschließen, was auf der anschließenden Party mit viel Bier gefeiert wird.
Im Foyer ist Léon auf dem Weg zur Bar, da versperrt ihm plötzlich eine Frau den Weg. In einem aufreizenden Body gekleidet nimmt sie ihren Kopf nur langsam hoch und schaut Léon mit ihren funkelnden Augen an. Léon will gerade einen Schritt zur Seite machen, da erkennt er den verführerischen Blick.
„Du spielst für den BTV?“, haucht Mira ihm entgegen und spielt dabei an ihrem linken Ohrring.
„Ich kenne keinen Verein mit diesem Namen“, antwortet Léon zu kühl für diese Situation. Nicht absichtlich, aber er ist so von der Begegnung überrascht, dass er den Ton zum Flirten nicht finden kann.
Mira presst ihre rosafarbenen Lippen aufeinander und bringt so ihre Verwunderung über seine Antwort zum Ausdruck.
„Der BTV ist seit acht Jahren amtierender nord-deut-scher Meister und den solltest du als Berliner eigentlich kennen!“, klärt Mira ihn auf.
Léon hört nur den belehrenden Ton in ihrer Stimme und bleibt nun absichtlich bei seiner kühlen Haltung.
„Ein Wechsel kommt für mich nicht in Frage!“
Sie kann seine Sturheit nicht verstehen und versucht ihn mit ihrem Blick aufzuweichen.
„Und warum nicht? Die können jemanden wie dich gebrauchen“, sagt Mira verständnislos.
Sie glaubt, dass Léon etwas entgeht und deshalb gibt sie nicht auf.
„Keine Ahnung, ob die mich gebrauchen können oder nicht. Wettkampf ist nichts für mich.“
Mira ahnt, was mit Léon los ist. Er lässt Freunde nicht im Stich. Er geht lieber mit einer drittklassigen Mannschaft unter, als sich mit einer Topmannschaft zu verbünden.
„Dir liegt also nichts am Wettkampf. Und, was machst du hier?“, fragt Mira streitend und treibt Léon wie ein gehetztes Tier in die Enge.
„Ich will nur wissen, wo wir mit unserer Mannschaft stehen“, antwortet Léon und hofft ihr entgegen zu kommen, damit sie das Kreuzverhör beendet.
Ihr ist seine Antwort zu wenig.
„Dieses Turnier ist ein reines Spaßturnier, da wirst du wohl kaum rausbekommen, wo du mit deiner Mannschaft stehst!“, bellt Mira und hofft, ihn nun mit dem Mittel der Hilflosigkeit zu kriegen.
„Wie viele Mannschaften gibt es denn?“, fragt Léon bissig.
Endlich, denkt sich Mira im Stillen. Er hat angebissen.
„Ungefähr 250 und etwa 100, die regelmäßig an Turnieren teilnehmen“, antwortet sie und das mit einer Selbstsicherheit, als wenn sie die Vereine persönlich gezählt hätte. „Die besten Mannschaften spielen in der ersten - und in der zweiten Bundesliga“, erklärt sie sanft.
Dann geht sie näher an ihn heran, legt ihre linke Hand um seinen Hals, zieht seinen Kopf an den ihren.
„Ich wünsche mir, dass du es dir noch mal überlegst“, flüstert sie ihm zum Abschied ins Ohr.
„Warum?“, will Léon wissen.
„Weil wir uns dann wiedersehen werden!“
Daraufhin lässt sie ihn los und geht. Nach ein paar Schritten dreht sie ihren Kopf, wirft ihm einen Blick über die Schulter zu und lässt Léon mit ihrem Wunsch alleine.

Kapitel 7: Der Bundesliga Verein